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Permakultur und Ekel

Für viele ist die Vorstellung, dass Insekten oder anderes Getier ihr Gemüse auch nur angeschaut haben, schon extrem eklig. Geschweige denn, da hätte eine Schnecke ein Loch hinein gefressen.
Igitt, Horrorvorstellung. Dabei ist es ja eigentlich irrsinnig, dass wir glauben, insektentötende Chemikalien auf unserem Essen seien besser.

Viele haben so eine tiefsitzende Angst und Abneigung gegen alles was eigentlich natürlich ist - und die ist ganz schwer loszuwerden.
Früher hatte ich vor jeder Spinne Angst, heute bin ich da deutlich cooler. Wenn ich mit bloßen Händen in der Erde rumgrabe, begegnen mir ja allerlei Regenwürmer und sonstiges Krabbelgetier. Da ich um ihre Nützlichkeit weiß, freue ich mich über sie und finde sie auch nicht eklig. Man kann Prägungen ja auch ablegen.

Heute habe ich mich dennoch ertappt: eine mir fremde Raupe krabbelte auf der Königskerze rum. Laut Bestimmungs-App: Eichenspinner.

Bei mir ging das unbewusste Kopfkino los: giftig, Allergien, da werden doch ganze Wälder gesperrt, igitt, hilfe, alles ist verseucht, Panik.

Ich kann mich da auch nicht freimachen davon und ich bin nicht naturverbunden aufgewachsen. Da kommen die ganzen zivilisatorischen Prägungen von Angst und Ekel auch mal durch.
Weitere Recherche ergab, ein Eichenspinner ist kein Eichenprozessionsspinner. Man sollte sie zwar auch nicht anfassen, sie sind aber nicht ganz so giftig.

Aber mir ist mal wieder bewusst geworden, was viele andere wohl so fühlen, wenn irgendein Insekt um sie rumschwirrt. Da hilft vielleicht nur stetige Aufklärung, warum sie so wichtig und nützlich sind. Dann erkennt man auch die Schönheit und kann sich an ihnen erfreuen.

Andernfalls ist einem das Insektensterben doch vielleicht ganz recht und man fühlt sich in seinem überhitzten Schottergarten sicher. Da krabbelt wenigstens nichts.