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Angst ist kein guter Motivator

Uns hat es diesmal knapp verfehlt, der für unsere Gegend vorhergesagte Starkregen ging ein bisschen weiter nördlich nieder - mit den sichtbaren Folgen.

Ich denke, auch der letzte hat mittlerweile verstanden, dass wir dringend etwas tun müssen um den Klimawandel und die Folgen abzuschwächen.

Schwierig ist es jedoch, wenn man jetzt in Panik verfällt und vor lauter Klimaangst handlungsunfähig wird. Viele fühlen sich ausgeliefert und haben auch keine Ahnung, was man eigentlich tun kann.
Klimawandel, Polschmelze, das ist alles sehr abstrakt und die Einflussfaktoren sind oft nicht klar.
Und dann kommt schnell das Gefühl auf, ach ich kann eh nix machen, dann lebe ich einfach weiter wie vorher, nochmal richtig das Leben genießen, bevor die Welt untergeht.
Falsch! Wir haben nämlich alle Möglichkeiten noch selbst in der Hand und es besteht Grund zur Hoffnung!

Was sind denn nun die großen Stellschrauben? Derzeit verzettelt man sich ja in Diskussionen über Verzicht und man gewinnt den Eindruck, sämtliche Lebensqualität geht flöten und wir müssten alle wieder in der Höhle leben. So ist es ja nun auch nicht.

Energie und Landwirtschaft sind die größten Faktoren. Energie, weil sie den größten Anteil der CO2-Emissionen verursacht. Landwirtschaft, weil sie der Hauptverursacher von Waldrodungen und Umweltzerstörung und somit Schwund der Artenvielfalt ist.

Aber erst mal zum Thema Energie: Hier kannst Du zu Ökostrom wechseln und wenn (finanziell) möglich Photovoltaik auf Deinem Dach installieren - dennoch muss natürlich vor allem die Politik handeln. Und je mehr Leute es einfordern, desto eher wird die Politik etwas tun.

Diese Bundestagswahl wird hoffentlich zur Klimawahl - keine Partei hat wirklich weitreichende Antworten, aber zumindest sollte man eine Partei wählen, wo der Kanzlerkandidat nicht in Frage stellt, ob das Klimathema wirklich so wichtig ist oder sich mehr Sorgen darüber macht, wie man es den Leuten erklärt, dass es nicht so schnell geht.
Wenn Corona uns eines gezeigt hat dann doch das: der Staat kann sehr wohl handeln, wenn er wirklich will.

Die Landwirtschaft taucht selten in den Statistiken der größten CO2-Verursacher auf, aber sie ist der Hauptverursacher der Zerstörung ursprünglicher Natur.

Ich habe selbst bei einem Hersteller von Landmaschinen gearbeitet und in Workshops erzählt, nur durch die Industrialisierung des Anbaus könnten die Menschen satt gemacht werden. Was für ein Quark 😵‍💫

Für Agrarflächen der industriellen Landwirtschaft werden massenhaft Wälder gerodet und ganze Landstriche zerstört. Dadurch entstehen Agrarwüsten mit allen Folgen - massiver Pestizideinsatz, das Bodenleben stirbt, der Grundwasserpegel sinkt, Dürren, bei Wetterschwankungen fallen Ernten aus, ausbeuterische Arbeitsmaßnahmen, Landwirte können kaum von Ihrer Arbeit leben, zurück bleibt totes Land.

Ist das alternativlos? Nein!
Permakultur, Agroforstwirtschaft, vernünftige Biolandwirtschaft oder auch eine nachhaltige konventionelle Landwirtschaft wie man sie aus dem Bilderbuch kennt - all diese Anbauformen erwirtschaften auf gleicher Fläche z.T. deutlich höheren Ertrag.

Die Agrarflächen weltweit reichen zur Ernährung von 4 Milliarden Menschen mehr aus (da ist Lebensmittelverschwendung noch gar nicht berücksichtigt), wenn eines geändert wird: man muss weniger Fleisch essen und weniger Milchprodukte konsumieren!
33% aller Agrarflächen werden zur Tierfuttererzeugung genutzt (in der EU sogar 70%).

Wenn jeder seine Ernährung überdenkt, mehr Wert auf regionale und saisonale Lebensmittel legt und deutlich weniger Fleisch konsumiert (ich lebe auch nicht vegan), vielleicht sogar selbst ein bisschen Gemüse anbaut, dann wäre ein großer Schritt in die richtige Richtung getan.

Wer einmal erfahren hat, wie gute Lebensmittel schmecken und weiß, wie viel Zeit vergeht bis man eine Tomate ernten kann, der wirft nicht mehr achtlos Essen weg oder kauft den billigen Schrott aus dem Supermarkt.

Wir haben es in der Hand - durch das Essen, das wir kaufen. Mmmmh