Station 6: Rankgerüste aus Ästen und vermeintliches Chaos

 

Auch dieses Beet ist komplett mit Wurzelsperren (Vlies) unterzogen. Obenauf wurden aus Grünschnitt, Kompost, Schafwolle, altem Stroh und Erde kleine Hügelstrukturen geformt. Der Vorteil von solchen Hügelstrukturen ist, dass Kleinklimazonen entstehen können. In den Mulden sammelt sich Feuchtigkeit, die Hügel selbst sind etwas trockener und wärmer. Im Inneren verrottet langsam das organische Material und setzt dadurch Nährstoffe und Wärme frei.

 

Ich habe 2021 in großen Mengen Grünschnitt aus der Umgebung angenommen und benutze diesen für alles mögliche weiter: als Unterlage für Beete, Totholzhecken oder eben solche Rankgerüste für kletternde Gemüsesorten wie hier Stangenbohnen und Gurken.

Die Umrandung des Beetes ist aus alten morschen Holzstücken gebaut, hier freuen sich viele Wildbienen und Käfer über diesen seltenen Lebensraum, außerdem zieht es Pilze an und speichert Feuchtigkeit.

Permakultur Prinzip Nummer 11: Nutze Randzonen und schätze das Marginale

 

Einige Bereiche des Beetes sind stark bewachsen, andere sind erst relativ frisch bepflanzt. Wer hat jetzt den Drang, all das "Unkraut" in der vorderen Reihe rauszureißen? Und was soll diese riesige Distel mitten im Beet?

Das was so chaotisch zugewuchert scheint, sind zum einen Rucola und Asiasalat, die sich hier selbst aussamen dürfen. Außerdem wachsen hier viele Wildblumen und Kohlsorten durcheinander - unter anderem Palmkohl, Rosenkohl und die Nachtkerzen mit den gelben Blüten. Sie sind essbar, eine Heilpflanze und ein wahrer Magnet für Nachtinsekten. Dazwischen wuchern noch Minze und Melisse.

Solange ich die Beete nicht für etwas anderes brauche, ernte ich ab solange es geht. Außerdem ist es immer besser, wenn viel auf einem Beet wächst, statt dass es brach liegt. Demnächst pflanze ich hier Wintergemüse und lasse mich überraschen, welche essbaren Wildkräuter hier noch so wachsen.

Und die Distel ist schwer beliebt bei allen möglichen Insekten - sie stört mich zwar an dieser Stelle, aber so ein Prachtexemplar will ich ja auch nicht rausreißen.

Permakultur Prinzip Nummer 8: Integriere, anstatt abzugrenzen

Permakultur Prinzip Nummer 11: Nutze und schätze die Vielfalt

 

Letztes Jahr wusste ich nicht wohin, mit den Zuckererbsen, dieses Jahr sind die paar Exemplare hier im Beet sehr schwächlich. Das ist eben auch das Risiko eines naturnahen Gemüseanbaus: manche Pflanzen gehen in einem Jahr gut, andere werfen nahezu keine Ernte ab. Und selbst im Nachbargarten kann das wieder ganz anders aussehen, weil dort ein anderes Mikroklima herrschen kann: die Tomaten und Gurken stehen hier relativ frei mitten im Feld, an einer sonnigen Hauswand im Stadtgebiet ist es viel wärmer und geschützter und sie wachsen dort schneller.

 

Im letzten Jahr versank alles im Dauerregen, dieses Jahr ist es viel zu trocken und es war schon im Frühjahr extrem heiß. Das versetzt Gemüsepflanzen in Stress, die gerne gleichförmige perfekte Bedingungen hätten. Trockene heiße Frühjahre bedeuten, dass viele Pflanzen bevor sie richtig erntereif sind vor Stress direkt in die Blüte gehen.

Aber ich denke das ist ein Vorgeschmack auf die nächsten Jahre. Da muss man sich als Gärtner einfach drauf einstellen, dass es immer extremere Bedinungen gibt. Und da heißt es, die entsprechenden Pflanzen und Sorten zu wählen und auch in Kauf zu nehmen, dass Erntezeiten und -mengen nicht so fest planbar sind. Auch hier hilft wieder: Vielfalt und Abwechslung. Irgendwas ist hier immer zu ernten, vielleicht aber nicht genau das was ich vorher erwartet hätte.

Permakultur Prinzip Nummer 12: Reagiere kreativ auf Veränderung.

 

 

Durch Folientunnel, Gewächshäuser etc. könnte man das Klima stabiler und durchschnittlich wärmer gestalten. Doch während der Winterstürme dieses Jahr mit heftigen Winden und Hagel wären solche Konstruktionen sicherlich kaputt gegangen.

Außerdem sind sie im Sommer oft viel zu heiß im Inneren, müssen ständig geöffnet und geschlossen werden und die Tomaten und Gurken aus Gewächshäusern schmecken meist auch weniger aromatisch als die Freilandsorten.

Permakultur Prinzip Nummer 9: setze auf kleine und langsame Lösungen