Station 8: Kleine Pause

 

Wenn Du möchtest, kannst Du jetzt auf den Bänken oder den Hockern aus Baumstämmen an der rechten Seite eine kleine Rast einlegen und den Blick nochmal schweifen lassen. Und lausche doch mal den vielen Vogelstimmen. Nimm Dir gerne etwas Zeit.
Beobachten schärft den Blick. Das gilt auch im eigenen Garten: beim Anlegen ausreichend die vorhandenen Gegebenheiten zu berücksichtigen, spart jede Menge Geld und schützt vor Fehlschlägen. Jeder Garten ist anders, hat anderen Boden, es gibt wärmere und kühlere Stellen, bestimmte Pflanzen zeigen an, welche Bedingungen herrschen. Ein Grundsatz der Permakultur lautet auch: arbeite mit dem was da ist, anstatt alles neu zu machen. Und wer kapiert statt kopiert, wird erfolgreicher sein.

Permakultur Prinzip Nummer 1: Beobachte und interagiere

 

Dankenswerterweise wurden auf dem Gelände vor etwa 20-25 Jahren sehr viele Bäume gepflanzt . Die komplette Hangseite in Richtung Königsbach ist ein nahezu unberührtes Stück Erde, hier darf alles seit vielen Jahren wachsen wie es möchte.

Dies schützt unser erhöhtes Gelände vor starken Winden, der Abdrift von Pestiziden aus den Weinbergen und es bietet Lebensraum für viele kleinere und größere Tiere. Ohne diese Hecke würde der Garten nicht so gut funktionieren. Außerdem wachsen hier viele essbare Bäume wie Kirschen und Walnüsse.
Auf großen Landwirtschaftsflächen fehlen diese Heckenstrukturen komplett, da sie als unproduktiv erscheinen und Platz und Licht wegnehmen. Aber dann zieht der Wind ungebremst über das Land, trocknet dadurch die Böden aus, bläst die Humusschicht davon und auch der Grundwasserspiegel sinkt deutlich. Hecken, am Besten in Kombination mit großen Bäumen, sind unentbehrlich für einen gesunden Boden und die Artenvielfalt.

Permakultur Prinzip Nummer 11: Nutze Randzonen und schätze das Marginale.

 

Auf beinahe der kompletten Länge des ehemaligen Pferdezaunes wurde Totholz (Grünschnitt) aufgeschichtet, das meiste davon ist schon mit Brombeeren und anderen Pflanzen bewachsen und deshalb kaum noch sichtbar.

 

Kennst Du Benjeshecken oder auch Totholzhecken? Das ist hier das gleiche Prinzip: Totholzhecken oder einfach Haufen aus totem Holz bieten Lebensraum für kleine Tiere wie Nager, Igel, Käfer, Vögel, … und sind ein Quell des Lebens. Gleichzeitig sind sie hier ein lebendiger nahezu dichter Zaun, um Rehe und Wildschweine vom Gemüse fernzuhalten.

Sie dienen ebenfalls dazu, Feuchtigkeit zwischen den Bäumen zu halten. Die letzten extrem heißen Sommer haben den Bäumen sehr zugesetzt und mehrere sind bereits eingegangen. Und solch extreme Sommer werden eher die Regel als die Ausnahme werden.

 

Wenn Du Dich umschaust siehst Du mehrere tote Bäume, darunter leider auch zwei stark geschwächte Süßkirschenbäume.

Das gesamte Gelände ist aufgeschüttet und erhöht im Vergleich zur Umgebung. Daher trocknet es noch schneller aus als die umgebenden Weinberge.

Die einzige Chance, dass unser Garten dem Klimawandel etwas entgegensetzen kann ist der kontinuierliche Aufbau von Humus und die Verringerung der Verdunstung, weshalb auch so wenig wie möglich gemäht wird.

Dennoch - auch tote und morsche Bäume gehören ins Ökosystem und deshalb werde ich sie auch so lange als möglich im Garten erhalten. Wo findet man sie denn sonst noch?

 

Vom Kindersandkasten vorne bis hierher haben wir auf dem Hauptweg eine sehr dicke Schicht aus Holzhäckseln aufgebracht. Seitdem ist der Boden bei Starkregen nicht mehr sofort eine einzige Schlammpfütze sondern kann Regen besser ableiten und auch mehr Feuchtigkeit speichern. Außerdem erscheinen an feuchten Tagen unzählige Pilze auf der Oberfläche - sie machen ihre Arbeit im Verborgenen und zersetzen langsam die Altlasten, die im Boden schlummern. Das ist die unterschätzte Fähigkeit von Pilzen oder einem funktionierenden Bodenleben generell: Austernpilze können Kohlenwasserstoffverbindungen (also z.B. Öl und Diesel) in Ihre Bestandteile zersetzen - genau das was man hier braucht! Wenn man das vorhandene Bodenleben ausreichend füttert, bevorzugt mit Holz, kommt schon ein solcher Regenerationsprozess in Gang.

 

Pilze im Garten sind ein gutes Zeichen und keineswegs bedenklich! Sie verbinden durch das Pilzmyzel (das unterirdische Pilzgeflecht) alle Pflanzen miteinander und diese tauschen dadurch Nährstoffe und Informationen aus.

An dieser Stelle ein Filmtipp: Auf Netflix gibt es die sehr sehenswerte Dokumentation "Fantastische Pilze (Fantastic Fungi).

 

Die Natur ist genial darin, sich selbst zu heilen, aber man muss ihr dazu auch die Gelegenheit lassen. Zerstört man das sensible Bodenleben durch ständiges Pflügen, den Einsatz von Pestiziden, Fungiziden und Monokulturen (die immer gleichen Pflanzen) und verdichtet ihn durch schwere Maschinen, unterbindet man die Selbstheilungskräfte der Natur und es bleibt nur tote Erde zurück.

 

Deshalb ist die industrielle Landwirtschaft und Forstwirtschaft auch so problematisch zu sehen - sie arbeitet nicht mit der Natur sondern gegen sie und zerstört unsere Lebensgrundlagen.